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Donnerstag, 25. April 2024   
Sallust - De coniuratione Catalinae

Gaius Sallustius Crispus, De coniuratione Catilinae (30-44)

(lateinischer Text hier)

[30] Einige Tage darauf las der Senator Lucius Saenius im Senat ein Schreiben vor, das ihm aus Faesulae gebracht worden ist, sagte er, in dem geschrieben war, dass Gaius Manlius mit einer großen Menge am Vortag der sechsten Kalenden des Novembers die Waffen ergriffen habe. Zugleich meldeten einige, wie es bei einer solchen Sache gewohnt ist, grauenhafte Vorzeichen und Wunderzeichen, andere, dass Zusammenkünfte gemacht werden, Waffen getragen werden und in Capua und Apulien ein Sklavenkrieg bewegt werde. Also wurden auf Beschluss des Senats hin Quintus Marcius Rex nach Faesulae, Quintus Metellus Creticus nach Apulien und die Gegend herum geschickt – diese beiden waren Feldherren bei der Stadt, weil sie am triumphieren gehindert wurden durch die Rechtsverdrehung weniger Leute, bei denen es Sitte war, alles Ehrenvolle und Unehrenvolle zu verkaufen – aber es wurden die Praetoren Quintus Pompeius Rufus nach Capua, Quintus Metellus Celer ins Picenische Feld geschickt, und diesen war es erlaubt ein Heer für die Zeit und die Gefahr zu bereiten. Zu diesem, wenn irgendwer über die Verschwörung verraten hätte, was gegen die Republik gemacht worden war, als Lohn einem Sklaven die Freiheit und 100 Sesterzen, einem Freien die Straflosigkeit dieser Sache und 200.000 Sesterzen; ebenso beschlossen sie, dass die Gladiatorenfamilien nach Capua und in die übrigen Städte nach den deren Mitteln eingeteilt werden, in Rom Wachen durch die ganze Stadt aufgestellt werden und diesen die niederen Beamten vorstehen.
[31] Durch diese Dinge war die Bürgerschaft innerlich bewegt und das Gesicht der Stadt war verändert. Aus der höchsten Heiterkeit und Ausgelassenheit, die die lange Ruhe erzeugt hatte, drang plötzlich Niedergeschlagenheit bei allen ein. Man eilte und war ängstlich, traute keinem Ort und keinem Menschen genug, weder führte man Krieg, noch hatte man Frieden, jeder maß die Gefahr nach seiner Furcht. Dazu ängstigten sich die Frauen, die durch die Größe der Republik die Angst des Krieges ganz ungewohnt befallen hatte, hielten die Hände demütig bittend zum Himmel, bejammerten ihre kleinen Kinder, fragten alles, nährten sich durch jedes Gerücht, ließen Stolz und Wonne fallen, zweifelten an sich und dem Vaterland.
Aber der grausame Geist Catilinas bewegte jenes selbe, obgleich Schutzposten bereitet wurden und er selbst nach dem Plautischen Gesetz von Lucius Paullus belangt worden war. Er kam schließlich des Leugnens oder seiner Rechtfertigung wegen in den Senat, sowie er durch den Wortwechsel herausgefordert wurde. Da hielt der Konsul Marcus Tullius Cicero, sei es aus Sorge über dessen Anwesenheit, sei es aus Zorn bewegt, eine glänzende Rede und der Republik nützliche Rede, die er später als Schrift herausgab. Aber als jener sich hinsetzte, begann Catilina, wie er zu jeder Täuschung bereit war, mit gesenkter Miene und demütig bittender Stimme von den Vätern zu fordern, dass sie nicht irgendwas über ihn unbesonnen glauben sollten: Er stamme aus dieser Familie und so habe er sich vom Jugendalter an das Leben eingerichtet, sodass er alles Gute in der Hoffnung hatte; Sie sollen nicht glauben, dass er, ein Patrizier, der selbst und dessen Vorfahren sehr viele Wohltaten für das römische Volk gebracht haben, eine zugrundegerichtete Republik nötig habe, während Marcus Tullius, ein dahergelaufener Bürger der Stadt Rom, ihn erhalten werde. Als er dazu noch andere Beschimpfungen hinzufügte, rauschten alle entgegen und nannten ihn einen Feind und Mörder. Dann sagte jener wütend. „Weil ich ja von Feinden umgeben jäh getrieben werde, will ich meinen Brand durch durch Einsturz erlöschen.“
[32] Dann stürzte er aus der Kurie nach Hause. Dort überlegte er vieles mit sich selbst, weil die Hinterhalte des Konsuls keine Fortschritte machten und weil er die Stadt durch Wachen vom Feuer geschützt sah, glaubte er, dass es das Beste sei, das Heer zu verstärken und, bevor Legionen ausgehoben wurden, vieles, was dem Krieg nützlich sein werde, vorwegzunehmen und er brach in tiefster Nacht mit wenigen zum Lager des Manlius auf. Aber Cethegus, Lentulus und übrigen, deren entschlossenen Wagemut er kannte, vertraute er an, mit welchen Mitteln sie können, die Hilfe ihrer Parteien zu stärken, die Fallen für den Konsul zu beschleunigen und sich zu Mord, Brand und anderen Untaten des Krieges bereit zu halten: er werde demnächst mit einem großen Heer gegen die Stadt anrücken.
Während dies in Rom vor sich ging, schickte Gaius Manlius aus der Zahl seiner Leute Gesandte zu Marcius Rex mit Aufträgen dieser Art:
[33] „Götter und Menschen rufen wir zu Zeugen an, Feldherr, dass wir weder die Waffen gegen das Vaterland erhoben haben noch eine Gefahr für andere gemacht haben, sondern damit unsere Körper vom Unrecht geschützt werden, die wir arm Not leiden und durch die Gewalt und Grausamkeit von Wucherern der Heimat zum größten Teil, aber des ganzen Rufs und des Glücks unteilhaftig sind. Weder war es einem von uns erlaubt, Sitte und Gesetz der Vorfahren zu nutzen, noch durch den Verlust des väterlichen Erbes einen freien Körper zu haben: So groß war die Wildheit der Wucherer und des Praetors. Oft halfen eure Vorfahren, aus Mitleid des römischen Volks gegenüber, durch ihre Beschlüsse seiner Not, und ganz vor kurzem wurde durch eure Erinnerung wegen der Größe der Schulden mit dem Willen aller Guten die Silbermünze mit Bronze gezahlt. Oft sonderte sich das Volk selbst, entweder aus Eifer des Herrschens bewegt oder aus Stolz der Beamten, bewaffnet von den Vätern ab. Aber wir erstreben weder Herrschaft noch Reichtum, weswegen der Krieg und aller Streit unter Sterblichen ist, sondern die Freiheit, die kein guter Mensch außer zugleich mit seinem Geist abgibt. Wir beschwören dich und den Senat, sorgt für die armen Bürger, stellt den Schutz der Gesetze wieder her, den die Ungerechtigkeit des Praetors weggenommen hat, damit ihr uns nicht in die Notwendigkeit treibt, dass wir suchen, auf welche Weise wir uns am meisten an unserem Blut rächend zugrunde gehen.“
[34] Darauf antwortete Quintus Marcius, wenn sie irgendetwas vom Senat ersuchen wollten, sollen sie sich von den Waffen trennen und bittend nach Rom aufbrechen: Der Senat und das Volk von Rom wären immer von solcher Milde und Mitleid gewesen, dass niemand jemals vergeblich von ihm Hilfe angestrebt habe.
Aber Catilina schickte vom Weg an die meisten Konsularen, außerdem an die Optimaten Briefe: Er sei von falschen Vorwürfen umgeben, weil er ja nicht vermochte der Partei der Feinde zu widerstehen, weiche er vom Schicksal und bricht nach Massilia ins Exil auf, nicht weil er sich eines so großen Verbrechens bewusst wäre, sondern damit die Republik ruhig bleibe und damit nicht aus seinem Streit ein Aufstand entstehe. Von diesem las Quintus Catulus im Senat ein ganz entgegengesetztes Schreiben vor, dass ihm, wie er sagte, im Namen Catilinas übergeben worden war. Ein Beispiel davon ist unten geschrieben.
[35] „Lucius Catilina an Quintus Catulus. Deine außergewöhnliche Treue, durch die Sache bekannt, ist mir in meinen größten Gefahren willkommen und gesteht meiner Empfehlung Zuversicht zu. Wegen dieser Sache beschließe ich keine Verteidigung für meinen neuen Plan zu bereiten: Ich habe entschlossen aus keinem Gewissen Buße über die Schuld vorzulegen, die du, so wahr mir Gott helfe, erkennen sollst. Durch Kränkungen und Beleidigungen aufgehetzt, weil ich dem Erfolg meiner Mühen und meines Fleißes beraubt wurde und nicht den Rang der Würde im Besitz habe, nehme ich die allgemeine Sache der Armen nach meiner Gewohnheit auf mich, nicht weil ich die Schulden durch meinen Namen aus meinen Besitzungen nicht lösen kann, - und auf fremde Namen würde die Feundlichkeit der Orestilla aus ihrem und ihrer Tochter Vermögen lösen – sondern weil ich mit Ehre geschmückte unwürdige Menschen sah und mich auf falschen Verdacht hin entfremdet fühlte. Mit diesem Namen bin ich bei meinem Unglück genug ehrenvollen hoffnungen gefolgt um die übrige Würde zu retten. Obwohl ich noch mehr schreiben wollte, wird gemeldet, dass eine Gewalttat gegen mich bereitet wird. Jetzt empfehle ich dir Orestilla und übergebe sie deiner Treue; verteidige sie vor Unrecht, ich bitte dich bei deinen Kindern. Lebe wohl!“
[36] Er selbst aber verweilte einige Tage bei Gaius Flaminius im Gebiet von Arretium, während er die vorher aufgewiegelte Nachbarschaft mit Waffen ausstattete und mit Rutenbündeln und anderen Zeichen der Herrschaft ins Lager zu Manlius eilte. Sobald dies in Rom bekannt geworden ist, erklärte der Senat Catilina und Manlius zu Feinden und setzte der übrigen Menge eine Frist vor der sie, die ohne Betrug waren, sich von den Waffen trennen. Außerdem entschloss er sich, dass die Konsuln eine Rekrutierung durchführen, Antonius mit dem Heer sich beeilte Catilina zu verfolgen und Cicero zum Schutz der Stadt bleibe.
Zu dieser Zeit schien mir die Herrschaft des römischen Volkes am beklagenswertesten zu sein. Obwohl ihm zum Untergang vom Aufgang der Sonne alles durch Waffen gezähmt gehorchte, zu Hause Muße und Reichtum, was die Menschen für das Höchste halten, herbeifloss, gab es dennoch Bürger, die mit eigensinnigem Geist auf ihren eigenen Untergang und den der Republik gingen. Denn obwohl es zwei Beschlüsse des Senats gab hatte sich aus der so großen Menge keiner von der Belohnung verleitet die Verschwörung aufgedeckt, noch irgendwer von allen aus Catilinas Lager herausgekommen: Wie Verwesung hatte die so große Kraft der Krankheit die Gemüter der meisten Bürger befallen.
[37] Und nicht allein jenen war ein unpassender Gedanke, die Mitwisser der Verschwörung waren, sondern überhaupt das ganze niedrige Volk billigte Catilinas Vorhaben der neuen Sache mit Eifer. Das scheint so sehr in seiner Sitte zu liegen. Denn immer beneiden in der Bürgerschaft diejenigen, denen keine Mittel sind, die Gutgesinnten, erhöhen die Schlechten, hassen das Alte, ersehnen das Neue, streben aus Hass danach alle ihre Verhältnisse zu verändern, nähren sich ohne Sorge durch Wirren und Aufstände, weil man Armut ja leicht hat ohne Verlust. Aber das städtische Volk, das aber war aus vielen Gründen die größte Gefahr. Zuerst waren alle, die sich irgendwo durch Schimpf und Schande am meisten hervortaten, ebenso andere, die durch die Schande, weil sie das väterliche Erbe verloren haben, schließlich alle, die eine Schand- oder Untat aus dem Haus vertrieben hatte, diese flossen in Rom zusammen so wie im Kielwasser. Dann erinnerten sich viele an Sullas Sieg, weil sie sahen, dass aus der Herde Soldaten die einen Senatoren wurden, die anderen so reich, dass sie auf königliche Weise das Alter mit Verehrung leben würden, hoffte jeder für sich, wenn er sich bewaffnet hätte, aus dem Sieg solcherlei. Außerdem wurde sich die Jugend, die den Mangel durch Handarbeit auf den Äckern ertragen hatte, durch private und öffentliche Spenden aufgescheucht und die städtische Muße der unangenehmen Mühe vorgezogen. Diese und alle anderen ernährten sich vom öffentlich Schlechten. Umso weniger verwundert es, dass mittellose Menschen, mit schlechten Sitten und größter Hoffnung, die Republik genau wie sich selbst aufs Spiel setzen. Außerdem erwarteten diejenigen, deren Eltern durch den Sieg Sullas geächtet, die Güter entrissen und das Recht der Freiheit vermindert worden war, freilich nicht mit anderem Gemüt auf den Ausgang des Krieges. Dazu wollten alle, die einer anderen als der Senatspartei angehörten, lieber, dass die Republik verwirrt werde als das sie selbst weniger stark seien. Dieses so schlechte war nach vielen Jahren in die Bürgerschaft zurückgekehrt.
[38] Denn nachdem unter dem Konsulat des Gnaeus Pompeius und des Marcus Crassus die tribunizische Befehlsgewalt wiederhergestellt worden ist, erlangten junge Leute die höchste Macht, bei denen das Alter und der Geist wild war, und begannen das Volk durch Vorwürfe gegen den Senat aufzuhetzen, dann durch Spenden und Versprechen mehr zu entflammen: so wurden sie selbst berühmt und mächtig. Gegen diese strengten sich die meisten Adligen mit höchster Kraft an, dem Aussehen nach im Interesse des Senats für die eigene Größe. Denn, sodass ich es mit wenigen Worten wahr auflöse, nach jener Zeit stritt jeder, der die Republik aufwühlte, das Gemeinwohl vortäuschend für seine eigene Macht, mit ehrenvollen Namen, die einen als ob sie die Rechte des Volks verteidigen, ein Teil um die sehr große Autorität des Senats zu stärken. Jenen war weder Bescheidenheit noch Maß des Streites. Beide Seiten übten den Sieg grausam aus.
[39] Aber nachdem Gnaeus Pompeius zum Meereskrieg und zum Mithridatischen Krieg geschickt worden war, wurde die Macht des Volkes vermindert, die Macht der Optimaten wuchs. Diese hielten Ämter, Provinzen und alles andere; diese waren unangreifbar, blühten und führten das Alter ohne Furcht, die übrigen wurden durch Gerichtsprozesse erschreckt, um im Amt das Volk leichter zu behandeln. Aber sobald die Hoffnung der Erneuerung mit einer zweifelhaften Sache angeboten wurde, richtete der alte Streit die Gemüter derer auf. Wenn Catilina beim ersten Kampf überlegen gewesen wäre oder mit gleicher Hand auseinander gegangen wäre, hätte tatsächlich eine große Niederlage und großes Unglück die Republik überfallen, und auch jenen, die den Sieg errungen hätten wäre es nicht erlaubt gewesen, dies länger zu nutzen, ohne dass, der mehr kann, den Ermüdeten und Ausgebluteten Herrschaft und Freiheit entrissen hätte. Dennoch gab es mehrere außerhalb der Verschwörung, die am Anfang zu Catilina aufgebrochen sind: Bei diesen war Fulvius, der Sohn eines Senators, den der Vater sich auf dem Weg zurückziehend töten ließ.
Zur selben Zeit wiegelte in Rom Lentulus, so wie Catilina angewiesen hatte, wen auch immer er durch den Charakter oder das Schicksal für eine neue Sache geeignet hielt, entweder durch sich oder durch andere auf, nicht nur Büger, sondern eine Art der Menschen welcher Weise auch immer, weil sie nur für den Krieg nützlich waren.
[40] Also gab er einem gewissen Publius Umbrenus den Befehl, dass er Legaten der Allobroger aufsuche und diese, wenn er kann, zu einem Kriegsbündnis bewegen soll, glaubend, dass er diese leicht zu einem solchen Beschluss hinführen könne, weil durch öffentliche und private Schulden bedrückt worden waren, außerdem weil das gallische Volk von Natur aus kriegerisch sei. Umbrenus war, weil er in Gallien geschäftig war, den meisten Stammeshäuptern bekannt und er kannte sie. Daher erkundigte er sich, sobald er die Gesandten auf dem Forum erblickt hatte, ohne Zögern ein wenig über den Zustand der Bürgerschaft und deren Fall bedauernd begann er zu fragen, welchen Ausweg aus der so großen Not sie erhofften. Nachdem er sieht, dass jene sich über die Habsucht der Beamten beschweren, den Senat anklagen, weil bei ihm keine Hilfe sei, und sie den Tod als Heilmittel für ihre eigene Armut erwarten, sagte er: „Ich aber will euch, wenn ihr nur Männer sein wollt, ein Mittel zeigen, mit dem ihr diesem so großen Elend entfliehen könnt.“ Sobald er dies sagte, waren die Allobroger in höchste Hoffnung versetzt und sie baten, dass sich ihrer erbarme: Nichts sei so rau und nichts so schwierig, dass sie es nicht sehr begierig machen würden, solange diese Sache die Bürgerschaft von den Schulden befreie. Jener führte sie in das Haus des Decimus Brutus, weil es nah beim Forum war und wegen Sempronia nicht fremd des Planes war; denn Brutus war damals von Rom abwesend. Außerdem zog er Gabinius hinzu, damit dem Gespräch mehr Gewicht inne sei. In Gegenwart dessen öffnet er die Verschwörung, nennt Gefährten, außerdem viele unschädliche aller Art, damit das Vertrauen der Gesandten größer sei. Dann entlässt er die, die ihre Hilfe versprochen haben, nach Hause.
[41] Aber die Allobroger waren lange im Ungewissen, welchen Beschluss sie fassen sollten. Auf der einen Seite waren die Schulden, der Eifer des Krieges, der große Gewinn in der Hoffnung des Sieges; aber auf der anderen Seite größere Mittel, der sichere Beschluss, statt unsicherer Hoffnung sichere Belohnungen. Nachdem jene lange überlegt haben, siegte das Glück der Republik. Daher öffneten sie Quintus Fabius Sanga, dessen Schutzherrschaft die Bürgerschaft am meisten nutzte, die ganze Sache, wie sie sie erfahren hatten. Nachdem Cicero durch Sanga von dem Plan erfahren hatte, wies er die Gesandten an, dass sie den Eifer der Verschwörung stark vortäuschen sollen, die übrigen aufzusuchen, gut zu versprechen und Mühe zu geben, dass sie möglichst viele Beweise haben
[42] Fast zur selben Zeit gab es im diesseitigen und jenseitigen Gallien, ebenso im Pikenischen Feld, in Bruttium und in Apulien Unruhen. Denn jene, die Catilina vorher ausgeschickt hatte, trieben unüberlegt und wie von Sinnen alles zugleich: Durch nächtliche Beschlüsse, durch das Tragen der Waffen und Geschosse, durch das Eilen und alles Treiben bewirkten sie mehr Angst als Gefahr. Mehrere aus dieser Zahl hatte der Praetor Quintus Metellus Celer auf Senatsbeschluss nach gerichtlicher Untersuchung in Fesseln geworfen. Ebenso im diesseitigen Gallien Gaius Murena, der diese Provinz als Gesandter geleitet hatte.
[43] Aber in Rom waren Lentulus und die übrigen, die Anführer der Verschwörung waren und nachdem, wie es schien, große Truppen bereitet worden waren, setzten sie fest, dass, wenn Catilina mit dem Heer in das Gebiet von Faesulae gekommen sei, der Volkstribun Lucius Bestia durch eine abgehaltene Versammlung über Ciceros Handlungen klagen und den Hass des sehr grausamen Krieges dem besten Konsul auferlegen soll. Die übrige Menge der Verschwörung soll durch dieses Zeichen in der folgenden Nacht seine Aufgabe erledigen. Aber man sagt, dass diese auf diese Weise verteilt waren: Statilius und Gabinius sollten wie mit starker Hand zwölf geeignete Orte der Stadt gleichzeitig in Brand setzen, damit durch den Aufruhr ein leichterer Zugang zum Konsul und den Übrigen, denen ein Hinterhalt bereitet wurde, sein werde; Cethegus sollte Ciceros Tür überwachen und ihn mit Gewalt angreifen; andere jedoch andere, aber Söhne der Familien, die zum größten Teil aus dem Adel waren, sollten ihre Eltern töten; zugleich nachdem alles durch Mord und Brand erschüttert worden war, sollten sie zu Catilina durchbrechen. Zwischen dieser Vorbereitung und Vereinbarung beschwerte Cethegus sich immer über die Trägheit der Genossen: Durch das Zögern jener und durch das Verschieben des Tages verdarben sie große Gelegenheiten. Tat, nicht Rat sei in so großer Gefahr nötig, und er wolle, wenn ihn nur weniger unterstützen, obwohl andere schlaff waren, einen Angriff auf die Kurie ausführen. Er war von Natur aus wild, stürmisch und rasch zur Hand; er glaubte, dass das größte Gut in der Schnelligkeit liege.
[44] Aber die Allobroger kommen nach Ciceros Anweisung durch Gabinius mit den übrigen zusammen. Sie fordern von Lentulus, Cethegus, Statilius und ebenso von Cassius einen Eid den sie unterzeichnet zu den Mitbürgern bringen. Anders sei es nicht leicht, dass diese zu einer so großen Aufgabe bewegt werden können. Die Übrigen geben es nichts ahnend; Cassius verspricht, dass er persönlich in Kürze dorthin kommen werde und bricht kurz vor den Gesandten aus der Stadt auf. Lentulus schickt mit diesen einen gewissen Titus Volturcius aus Croton, damit die Allobroger, bevor sie nach Hause weitergehen, das Bündnis mit Catilina durch gegebene und empfangene Treue bestärken. Er selbst gab dem Volturcius ein Brief an Catilina, von dem ein Beispiel unten geschrieben ist:
„Wer ich bin erfährst du von dem, den ich zu dir geschickt habe. Bedenke, in welchem Unglück du bist und erinnere dich, dass du ein Mann bist. Überlege, was deine Stellung erfordert: Erstrebe Hilfe von allen, auch von den Geringsten.“
Zu diesem gibt er Befehle mit Worten: Weil er vom Senat zum Feind erklärt worden sei, durch welchen Beschluss weise er Sklaven zurück? In der Stadt sei bereit, was er befohlen habe; er solle nicht zögern, selbst näher heranzurücken.
 

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