Sallust - De coniuratione Catalinae
Gaius Sallustius Crispus,
De coniuratione Catilinae (30-44)
(lateinischer Text
hier)
[30] Einige Tage darauf las der Senator Lucius Saenius im Senat ein Schreiben
vor, das ihm aus Faesulae gebracht worden ist, sagte er, in dem geschrieben war,
dass Gaius Manlius mit einer großen Menge am Vortag der sechsten Kalenden des
Novembers die Waffen ergriffen habe. Zugleich meldeten einige, wie es bei einer
solchen Sache gewohnt ist, grauenhafte Vorzeichen und Wunderzeichen, andere,
dass Zusammenkünfte gemacht werden, Waffen getragen werden und in Capua und
Apulien ein Sklavenkrieg bewegt werde. Also wurden auf Beschluss des Senats hin
Quintus Marcius Rex nach Faesulae, Quintus Metellus Creticus nach Apulien und
die Gegend herum geschickt – diese beiden waren Feldherren bei der Stadt, weil
sie am triumphieren gehindert wurden durch die Rechtsverdrehung weniger Leute,
bei denen es Sitte war, alles Ehrenvolle und Unehrenvolle zu verkaufen – aber es
wurden die Praetoren Quintus Pompeius Rufus nach Capua, Quintus Metellus Celer
ins Picenische Feld geschickt, und diesen war es erlaubt ein Heer für die Zeit
und die Gefahr zu bereiten. Zu diesem, wenn irgendwer über die Verschwörung
verraten hätte, was gegen die Republik gemacht worden war, als Lohn einem
Sklaven die Freiheit und 100 Sesterzen, einem Freien die Straflosigkeit dieser
Sache und 200.000 Sesterzen; ebenso beschlossen sie, dass die
Gladiatorenfamilien nach Capua und in die übrigen Städte nach den deren Mitteln
eingeteilt werden, in Rom Wachen durch die ganze Stadt aufgestellt werden und
diesen die niederen Beamten vorstehen.
[31] Durch diese Dinge war die Bürgerschaft innerlich bewegt und das Gesicht der
Stadt war verändert. Aus der höchsten Heiterkeit und Ausgelassenheit, die die
lange Ruhe erzeugt hatte, drang plötzlich Niedergeschlagenheit bei allen ein.
Man eilte und war ängstlich, traute keinem Ort und keinem Menschen genug, weder
führte man Krieg, noch hatte man Frieden, jeder maß die Gefahr nach seiner
Furcht. Dazu ängstigten sich die Frauen, die durch die Größe der Republik die
Angst des Krieges ganz ungewohnt befallen hatte, hielten die Hände demütig
bittend zum Himmel, bejammerten ihre kleinen Kinder, fragten alles, nährten sich
durch jedes Gerücht, ließen Stolz und Wonne fallen, zweifelten an sich und dem
Vaterland.
Aber der grausame Geist Catilinas bewegte jenes selbe, obgleich Schutzposten
bereitet wurden und er selbst nach dem Plautischen Gesetz von Lucius Paullus
belangt worden war. Er kam schließlich des Leugnens oder seiner Rechtfertigung
wegen in den Senat, sowie er durch den Wortwechsel herausgefordert wurde. Da
hielt der Konsul Marcus Tullius Cicero, sei es aus Sorge über dessen
Anwesenheit, sei es aus Zorn bewegt, eine glänzende Rede und der Republik
nützliche Rede, die er später als Schrift herausgab. Aber als jener sich
hinsetzte, begann Catilina, wie er zu jeder Täuschung bereit war, mit gesenkter
Miene und demütig bittender Stimme von den Vätern zu fordern, dass sie nicht
irgendwas über ihn unbesonnen glauben sollten: Er stamme aus dieser Familie und
so habe er sich vom Jugendalter an das Leben eingerichtet, sodass er alles Gute
in der Hoffnung hatte; Sie sollen nicht glauben, dass er, ein Patrizier, der
selbst und dessen Vorfahren sehr viele Wohltaten für das römische Volk gebracht
haben, eine zugrundegerichtete Republik nötig habe, während Marcus Tullius, ein
dahergelaufener Bürger der Stadt Rom, ihn erhalten werde. Als er dazu noch
andere Beschimpfungen hinzufügte, rauschten alle entgegen und nannten ihn einen
Feind und Mörder. Dann sagte jener wütend. „Weil ich ja von Feinden umgeben jäh
getrieben werde, will ich meinen Brand durch durch Einsturz erlöschen.“
[32] Dann stürzte er aus der Kurie nach Hause. Dort überlegte er vieles mit sich
selbst, weil die Hinterhalte des Konsuls keine Fortschritte machten und weil er
die Stadt durch Wachen vom Feuer geschützt sah, glaubte er, dass es das Beste
sei, das Heer zu verstärken und, bevor Legionen ausgehoben wurden, vieles, was
dem Krieg nützlich sein werde, vorwegzunehmen und er brach in tiefster Nacht mit
wenigen zum Lager des Manlius auf. Aber Cethegus, Lentulus und übrigen, deren
entschlossenen Wagemut er kannte, vertraute er an, mit welchen Mitteln sie
können, die Hilfe ihrer Parteien zu stärken, die Fallen für den Konsul zu
beschleunigen und sich zu Mord, Brand und anderen Untaten des Krieges bereit zu
halten: er werde demnächst mit einem großen Heer gegen die Stadt anrücken.
Während dies in Rom vor sich ging, schickte Gaius Manlius aus der Zahl seiner
Leute Gesandte zu Marcius Rex mit Aufträgen dieser Art:
[33] „Götter und Menschen rufen wir zu Zeugen an, Feldherr, dass wir weder die
Waffen gegen das Vaterland erhoben haben noch eine Gefahr für andere gemacht
haben, sondern damit unsere Körper vom Unrecht geschützt werden, die wir arm Not
leiden und durch die Gewalt und Grausamkeit von Wucherern der Heimat zum größten
Teil, aber des ganzen Rufs und des Glücks unteilhaftig sind. Weder war es einem
von uns erlaubt, Sitte und Gesetz der Vorfahren zu nutzen, noch durch den
Verlust des väterlichen Erbes einen freien Körper zu haben: So groß war die
Wildheit der Wucherer und des Praetors. Oft halfen eure Vorfahren, aus Mitleid
des römischen Volks gegenüber, durch ihre Beschlüsse seiner Not, und ganz vor
kurzem wurde durch eure Erinnerung wegen der Größe der Schulden mit dem Willen
aller Guten die Silbermünze mit Bronze gezahlt. Oft sonderte sich das Volk
selbst, entweder aus Eifer des Herrschens bewegt oder aus Stolz der Beamten,
bewaffnet von den Vätern ab. Aber wir erstreben weder Herrschaft noch Reichtum,
weswegen der Krieg und aller Streit unter Sterblichen ist, sondern die Freiheit,
die kein guter Mensch außer zugleich mit seinem Geist abgibt. Wir beschwören
dich und den Senat, sorgt für die armen Bürger, stellt den Schutz der Gesetze
wieder her, den die Ungerechtigkeit des Praetors weggenommen hat, damit ihr uns
nicht in die Notwendigkeit treibt, dass wir suchen, auf welche Weise wir uns am
meisten an unserem Blut rächend zugrunde gehen.“
[34] Darauf antwortete Quintus Marcius, wenn sie irgendetwas vom Senat ersuchen
wollten, sollen sie sich von den Waffen trennen und bittend nach Rom aufbrechen:
Der Senat und das Volk von Rom wären immer von solcher Milde und Mitleid
gewesen, dass niemand jemals vergeblich von ihm Hilfe angestrebt habe.
Aber Catilina schickte vom Weg an die meisten Konsularen, außerdem an die
Optimaten Briefe: Er sei von falschen Vorwürfen umgeben, weil er ja nicht
vermochte der Partei der Feinde zu widerstehen, weiche er vom Schicksal und
bricht nach Massilia ins Exil auf, nicht weil er sich eines so großen
Verbrechens bewusst wäre, sondern damit die Republik ruhig bleibe und damit
nicht aus seinem Streit ein Aufstand entstehe. Von diesem las Quintus Catulus im
Senat ein ganz entgegengesetztes Schreiben vor, dass ihm, wie er sagte, im Namen
Catilinas übergeben worden war. Ein Beispiel davon ist unten geschrieben.
[35] „Lucius Catilina an Quintus Catulus. Deine außergewöhnliche Treue, durch
die Sache bekannt, ist mir in meinen größten Gefahren willkommen und gesteht
meiner Empfehlung Zuversicht zu. Wegen dieser Sache beschließe ich keine
Verteidigung für meinen neuen Plan zu bereiten: Ich habe entschlossen aus keinem
Gewissen Buße über die Schuld vorzulegen, die du, so wahr mir Gott helfe,
erkennen sollst. Durch Kränkungen und Beleidigungen aufgehetzt, weil ich dem
Erfolg meiner Mühen und meines Fleißes beraubt wurde und nicht den Rang der
Würde im Besitz habe, nehme ich die allgemeine Sache der Armen nach meiner
Gewohnheit auf mich, nicht weil ich die Schulden durch meinen Namen aus meinen
Besitzungen nicht lösen kann, - und auf fremde Namen würde die Feundlichkeit der
Orestilla aus ihrem und ihrer Tochter Vermögen lösen – sondern weil ich mit Ehre
geschmückte unwürdige Menschen sah und mich auf falschen Verdacht hin entfremdet
fühlte. Mit diesem Namen bin ich bei meinem Unglück genug ehrenvollen hoffnungen
gefolgt um die übrige Würde zu retten. Obwohl ich noch mehr schreiben wollte,
wird gemeldet, dass eine Gewalttat gegen mich bereitet wird. Jetzt empfehle ich
dir Orestilla und übergebe sie deiner Treue; verteidige sie vor Unrecht, ich
bitte dich bei deinen Kindern. Lebe wohl!“
[36] Er selbst aber verweilte einige Tage bei Gaius Flaminius im Gebiet von
Arretium, während er die vorher aufgewiegelte Nachbarschaft mit Waffen
ausstattete und mit Rutenbündeln und anderen Zeichen der Herrschaft ins Lager zu
Manlius eilte. Sobald dies in Rom bekannt geworden ist, erklärte der Senat
Catilina und Manlius zu Feinden und setzte der übrigen Menge eine Frist vor der
sie, die ohne Betrug waren, sich von den Waffen trennen. Außerdem entschloss er
sich, dass die Konsuln eine Rekrutierung durchführen, Antonius mit dem Heer sich
beeilte Catilina zu verfolgen und Cicero zum Schutz der Stadt bleibe.
Zu dieser Zeit schien mir die Herrschaft des römischen Volkes am
beklagenswertesten zu sein. Obwohl ihm zum Untergang vom Aufgang der Sonne alles
durch Waffen gezähmt gehorchte, zu Hause Muße und Reichtum, was die Menschen für
das Höchste halten, herbeifloss, gab es dennoch Bürger, die mit eigensinnigem
Geist auf ihren eigenen Untergang und den der Republik gingen. Denn obwohl es
zwei Beschlüsse des Senats gab hatte sich aus der so großen Menge keiner von der
Belohnung verleitet die Verschwörung aufgedeckt, noch irgendwer von allen aus
Catilinas Lager herausgekommen: Wie Verwesung hatte die so große Kraft der
Krankheit die Gemüter der meisten Bürger befallen.
[37] Und nicht allein jenen war ein unpassender Gedanke, die Mitwisser der
Verschwörung waren, sondern überhaupt das ganze niedrige Volk billigte Catilinas
Vorhaben der neuen Sache mit Eifer. Das scheint so sehr in seiner Sitte zu
liegen. Denn immer beneiden in der Bürgerschaft diejenigen, denen keine Mittel
sind, die Gutgesinnten, erhöhen die Schlechten, hassen das Alte, ersehnen das
Neue, streben aus Hass danach alle ihre Verhältnisse zu verändern, nähren sich
ohne Sorge durch Wirren und Aufstände, weil man Armut ja leicht hat ohne
Verlust. Aber das städtische Volk, das aber war aus vielen Gründen die größte
Gefahr. Zuerst waren alle, die sich irgendwo durch Schimpf und Schande am
meisten hervortaten, ebenso andere, die durch die Schande, weil sie das
väterliche Erbe verloren haben, schließlich alle, die eine Schand- oder Untat
aus dem Haus vertrieben hatte, diese flossen in Rom zusammen so wie im
Kielwasser. Dann erinnerten sich viele an Sullas Sieg, weil sie sahen, dass aus
der Herde Soldaten die einen Senatoren wurden, die anderen so reich, dass sie
auf königliche Weise das Alter mit Verehrung leben würden, hoffte jeder für
sich, wenn er sich bewaffnet hätte, aus dem Sieg solcherlei. Außerdem wurde sich
die Jugend, die den Mangel durch Handarbeit auf den Äckern ertragen hatte, durch
private und öffentliche Spenden aufgescheucht und die städtische Muße der
unangenehmen Mühe vorgezogen. Diese und alle anderen ernährten sich vom
öffentlich Schlechten. Umso weniger verwundert es, dass mittellose Menschen, mit
schlechten Sitten und größter Hoffnung, die Republik genau wie sich selbst aufs
Spiel setzen. Außerdem erwarteten diejenigen, deren Eltern durch den Sieg Sullas
geächtet, die Güter entrissen und das Recht der Freiheit vermindert worden war,
freilich nicht mit anderem Gemüt auf den Ausgang des Krieges. Dazu wollten alle,
die einer anderen als der Senatspartei angehörten, lieber, dass die Republik
verwirrt werde als das sie selbst weniger stark seien. Dieses so schlechte war
nach vielen Jahren in die Bürgerschaft zurückgekehrt.
[38] Denn nachdem unter dem Konsulat des Gnaeus Pompeius und des Marcus Crassus
die tribunizische Befehlsgewalt wiederhergestellt worden ist, erlangten junge
Leute die höchste Macht, bei denen das Alter und der Geist wild war, und
begannen das Volk durch Vorwürfe gegen den Senat aufzuhetzen, dann durch Spenden
und Versprechen mehr zu entflammen: so wurden sie selbst berühmt und mächtig.
Gegen diese strengten sich die meisten Adligen mit höchster Kraft an, dem
Aussehen nach im Interesse des Senats für die eigene Größe. Denn, sodass ich es
mit wenigen Worten wahr auflöse, nach jener Zeit stritt jeder, der die Republik
aufwühlte, das Gemeinwohl vortäuschend für seine eigene Macht, mit ehrenvollen
Namen, die einen als ob sie die Rechte des Volks verteidigen, ein Teil um die
sehr große Autorität des Senats zu stärken. Jenen war weder Bescheidenheit noch
Maß des Streites. Beide Seiten übten den Sieg grausam aus.
[39] Aber nachdem Gnaeus Pompeius zum Meereskrieg und zum Mithridatischen Krieg
geschickt worden war, wurde die Macht des Volkes vermindert, die Macht der
Optimaten wuchs. Diese hielten Ämter, Provinzen und alles andere; diese waren
unangreifbar, blühten und führten das Alter ohne Furcht, die übrigen wurden
durch Gerichtsprozesse erschreckt, um im Amt das Volk leichter zu behandeln.
Aber sobald die Hoffnung der Erneuerung mit einer zweifelhaften Sache angeboten
wurde, richtete der alte Streit die Gemüter derer auf. Wenn Catilina beim ersten
Kampf überlegen gewesen wäre oder mit gleicher Hand auseinander gegangen wäre,
hätte tatsächlich eine große Niederlage und großes Unglück die Republik
überfallen, und auch jenen, die den Sieg errungen hätten wäre es nicht erlaubt
gewesen, dies länger zu nutzen, ohne dass, der mehr kann, den Ermüdeten und
Ausgebluteten Herrschaft und Freiheit entrissen hätte. Dennoch gab es mehrere
außerhalb der Verschwörung, die am Anfang zu Catilina aufgebrochen sind: Bei
diesen war Fulvius, der Sohn eines Senators, den der Vater sich auf dem Weg
zurückziehend töten ließ.
Zur selben Zeit wiegelte in Rom Lentulus, so wie Catilina angewiesen hatte, wen
auch immer er durch den Charakter oder das Schicksal für eine neue Sache
geeignet hielt, entweder durch sich oder durch andere auf, nicht nur Büger,
sondern eine Art der Menschen welcher Weise auch immer, weil sie nur für den
Krieg nützlich waren.
[40] Also gab er einem gewissen Publius Umbrenus den Befehl, dass er Legaten der
Allobroger aufsuche und diese, wenn er kann, zu einem Kriegsbündnis bewegen
soll, glaubend, dass er diese leicht zu einem solchen Beschluss hinführen könne,
weil durch öffentliche und private Schulden bedrückt worden waren, außerdem weil
das gallische Volk von Natur aus kriegerisch sei. Umbrenus war, weil er in
Gallien geschäftig war, den meisten Stammeshäuptern bekannt und er kannte sie.
Daher erkundigte er sich, sobald er die Gesandten auf dem Forum erblickt hatte,
ohne Zögern ein wenig über den Zustand der Bürgerschaft und deren Fall bedauernd
begann er zu fragen, welchen Ausweg aus der so großen Not sie erhofften. Nachdem
er sieht, dass jene sich über die Habsucht der Beamten beschweren, den Senat
anklagen, weil bei ihm keine Hilfe sei, und sie den Tod als Heilmittel für ihre
eigene Armut erwarten, sagte er: „Ich aber will euch, wenn ihr nur Männer sein
wollt, ein Mittel zeigen, mit dem ihr diesem so großen Elend entfliehen könnt.“
Sobald er dies sagte, waren die Allobroger in höchste Hoffnung versetzt und sie
baten, dass sich ihrer erbarme: Nichts sei so rau und nichts so schwierig, dass
sie es nicht sehr begierig machen würden, solange diese Sache die Bürgerschaft
von den Schulden befreie. Jener führte sie in das Haus des Decimus Brutus, weil
es nah beim Forum war und wegen Sempronia nicht fremd des Planes war; denn
Brutus war damals von Rom abwesend. Außerdem zog er Gabinius hinzu, damit dem
Gespräch mehr Gewicht inne sei. In Gegenwart dessen öffnet er die Verschwörung,
nennt Gefährten, außerdem viele unschädliche aller Art, damit das Vertrauen der
Gesandten größer sei. Dann entlässt er die, die ihre Hilfe versprochen haben,
nach Hause.
[41] Aber die Allobroger waren lange im Ungewissen, welchen Beschluss sie fassen
sollten. Auf der einen Seite waren die Schulden, der Eifer des Krieges, der
große Gewinn in der Hoffnung des Sieges; aber auf der anderen Seite größere
Mittel, der sichere Beschluss, statt unsicherer Hoffnung sichere Belohnungen.
Nachdem jene lange überlegt haben, siegte das Glück der Republik. Daher öffneten
sie Quintus Fabius Sanga, dessen Schutzherrschaft die Bürgerschaft am meisten
nutzte, die ganze Sache, wie sie sie erfahren hatten. Nachdem Cicero durch Sanga
von dem Plan erfahren hatte, wies er die Gesandten an, dass sie den Eifer der
Verschwörung stark vortäuschen sollen, die übrigen aufzusuchen, gut zu
versprechen und Mühe zu geben, dass sie möglichst viele Beweise haben
[42] Fast zur selben Zeit gab es im diesseitigen und jenseitigen Gallien, ebenso
im Pikenischen Feld, in Bruttium und in Apulien Unruhen. Denn jene, die Catilina
vorher ausgeschickt hatte, trieben unüberlegt und wie von Sinnen alles zugleich:
Durch nächtliche Beschlüsse, durch das Tragen der Waffen und Geschosse, durch
das Eilen und alles Treiben bewirkten sie mehr Angst als Gefahr. Mehrere aus
dieser Zahl hatte der Praetor Quintus Metellus Celer auf Senatsbeschluss nach
gerichtlicher Untersuchung in Fesseln geworfen. Ebenso im diesseitigen Gallien
Gaius Murena, der diese Provinz als Gesandter geleitet hatte.
[43] Aber in Rom waren Lentulus und die übrigen, die Anführer der Verschwörung
waren und nachdem, wie es schien, große Truppen bereitet worden waren, setzten
sie fest, dass, wenn Catilina mit dem Heer in das Gebiet von Faesulae gekommen
sei, der Volkstribun Lucius Bestia durch eine abgehaltene Versammlung über
Ciceros Handlungen klagen und den Hass des sehr grausamen Krieges dem besten
Konsul auferlegen soll. Die übrige Menge der Verschwörung soll durch dieses
Zeichen in der folgenden Nacht seine Aufgabe erledigen. Aber man sagt, dass
diese auf diese Weise verteilt waren: Statilius und Gabinius sollten wie mit
starker Hand zwölf geeignete Orte der Stadt gleichzeitig in Brand setzen, damit
durch den Aufruhr ein leichterer Zugang zum Konsul und den Übrigen, denen ein
Hinterhalt bereitet wurde, sein werde; Cethegus sollte Ciceros Tür überwachen
und ihn mit Gewalt angreifen; andere jedoch andere, aber Söhne der Familien, die
zum größten Teil aus dem Adel waren, sollten ihre Eltern töten; zugleich nachdem
alles durch Mord und Brand erschüttert worden war, sollten sie zu Catilina
durchbrechen. Zwischen dieser Vorbereitung und Vereinbarung beschwerte Cethegus
sich immer über die Trägheit der Genossen: Durch das Zögern jener und durch das
Verschieben des Tages verdarben sie große Gelegenheiten. Tat, nicht Rat sei in
so großer Gefahr nötig, und er wolle, wenn ihn nur weniger unterstützen, obwohl
andere schlaff waren, einen Angriff auf die Kurie ausführen. Er war von Natur
aus wild, stürmisch und rasch zur Hand; er glaubte, dass das größte Gut in der
Schnelligkeit liege.
[44] Aber die Allobroger kommen nach Ciceros Anweisung durch Gabinius mit den
übrigen zusammen. Sie fordern von Lentulus, Cethegus, Statilius und ebenso von
Cassius einen Eid den sie unterzeichnet zu den Mitbürgern bringen. Anders sei es
nicht leicht, dass diese zu einer so großen Aufgabe bewegt werden können. Die
Übrigen geben es nichts ahnend; Cassius verspricht, dass er persönlich in Kürze
dorthin kommen werde und bricht kurz vor den Gesandten aus der Stadt auf.
Lentulus schickt mit diesen einen gewissen Titus Volturcius aus Croton, damit
die Allobroger, bevor sie nach Hause weitergehen, das Bündnis mit Catilina durch
gegebene und empfangene Treue bestärken. Er selbst gab dem Volturcius ein Brief
an Catilina, von dem ein Beispiel unten geschrieben ist:
„Wer ich bin erfährst du von dem, den ich zu dir geschickt habe. Bedenke, in
welchem Unglück du bist und erinnere dich, dass du ein Mann bist. Überlege, was
deine Stellung erfordert: Erstrebe Hilfe von allen, auch von den Geringsten.“
Zu diesem gibt er Befehle mit Worten: Weil er vom Senat zum Feind erklärt worden
sei, durch welchen Beschluss weise er Sklaven zurück? In der Stadt sei bereit,
was er befohlen habe; er solle nicht zögern, selbst näher heranzurücken.
weiter...