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Der Konjunktiv in Hauptsätzen
Der Konjunktiv in
Hauptsätzen
Um den Konjunktiv sorge ich mich eigentlich erst, seit ich in einer Klausur eine
4 geschrieben habe, weil ich vergessen hatte, dass der Konjunktiv Imperfekt im
Hauptsatz etwas mit dem Irrealis der Gegenwart zu tun hat...
Seitdem kümmere ich mich um den Konjunktiv, und ich fühle mich gut dabei (und
die Klausuren sind auf einmal viel einfacher...).
Was lernen wir daraus? Um den Konjunktiv kommt man nicht herum, sei es im
Deutschunterricht (ja, da auch!!!) oder eben in Latein.
Nebenbei gesagt hat jede Sprache, die etwas auf sich hält, etwas, das nach
Konjunktiv aussieht - die Briten haben sich was Feines zum Thema If-Clauses
ausgedacht, die Franzosen quälen die Schüler mit Si-Sätzen - da können wir
es den ollen Römern nicht vorwerfen, wenn die sich auch sowas ausgedacht haben,
nicht wahr???
Viel Glück beim Nachschlagen!
I. Konjunktiv als Modus des Wunsches
-
Optativ
- erfüllbare Wünsche werden oft mit utinam
(verneint: utinam ne) eingeleitet. Als Hilfe für die Übersetzung
dienen „hoffentlich“, „mögen“, „ach wenn doch“ o.ä.
Gegenwart:
Konjunktiv Präsens
Vergangenheit:
Konjunktiv Perfekt (selten)
Beispiel: utinam propitia sis - hoffentlich bist du gnädig/ mögest
du gnädig sein.
- unerfüllbare Wünsche werden immer mit utinam (utinam
ne) eingeleitet.
Gegenwart:
Konjunktiv Imperfekt
Vergangenheit:
Konjunktiv Plusquamperfekt
Beispiel: utinam maneres - Bliebst du doch! (aber du bleibst ja
nicht...)
Utinam
mansisses - Wärst du doch geblieben!
- Eine Abart des Wunsches liegt vor, wenn eine Einräumung bezeichnet wird:
Der Konzessivus (vergleiche Im Deutschen: „Möge kommen, was da
wolle“). Das Verb steht hierbei gewöhnlich an der Spitze des Satzes, die
Negation ne direkt vor dem Verb.
Gegenwart:
Konjunktiv Präsens
Vergangenheit:
Konjunktiv Perfekt
Beispiel: negaverit - mag er auch geleugnet haben
Divatur
sane eiectus esse Catilina a me, dummodo eat in exilium - Man mag
immerhin sagen, dass Catilina von mir vertrieben worden ist, solange er nur
ins Exil geht!
II. Konjunktiv als Modus der Vorstellung
-
Potentialis
Die Aussage ist zwar als möglich gedacht, aber nur angenommen oder in
Form einer gemilderten Behauptung ausgedrückt. Für die Zeitstufe der Gegenwart
können sowohl Konjunktiv Präsens als auch Konjunktiv Perfekt stehen,
in der Vergangenheit ist der Potentialis ganz selten.
Beispiel: quis hoc credat - wer möchte das glauben?
dixerit
aliquis - es könnte einer sagen
-
Irrealis (!!)
Der Vorgang wird als unwirklich (in Folge einer nicht verwirklichten
Bedingung vereitelt) hingestellt. Es steht wie im Deutschen für die
Zeitstufe der
Gegenwart:
Konjunktiv Imperfekt
Vergangenheit:
Konjunktiv Plusquamperfekt
Beispiel: sine duce errares - ohne Führer gingest du in die Irre
(aber du hast ja einen)
Quid
vita hominum sine libris Ciceronis fuisset??? - Was wäre das Leben der
Menschen ohne die Bücher Ciceros gewesen? (Aber zum Glück gibt's die)
III. Konjunktiv als Modus der Aufforderung
Die Negation der folgenden drei ist immer ne:
-
Hortativ (hortari - ermahnen)
Aufforderung an die 1. Pers. Pl. im Konjunktiv Präsens
(„Nikolausfall“: Lasst uns!)
Beispiel: Eamus! - Lasst uns gehen!
-
Iussiv (iubere - befehlen)
Aufforderung an die 3. Pers. Sg. und Pl. im Konjunktiv Präsens
Beispiel: Ne effugiant Daedalus Icarusque! - Daedalus und Icarus
sollen nicht entkommen!
-
Prohibitiv (prohibere - verhindern)
Verbot an die 2. Pers. Sg. und Pl. im Konjunktiv Perfekt
Beispiel: Ne dubitaveris - Zweifle nicht!
Ne commotus sis - Reg dich nicht auf!
-
Als sehr häufige Abart des Konjunktivs der Aufforderung
lässt sich der Deliberativ oder Dubitativ verstehen. Er
besteht fast immer aus einer Frage, in der sich Überlegen oder Zweifel
ausdrückt, meist eine Rückfrage auf eine vorangegangene Aufforderung. Die
Übersetzung ist am besten mit „sollen“ zu leisten, die Negation ist non
(!). Es steht für die Zeitstufe der
Gegenwart:
Konjunktiv Präsens
Vergangenheit:
Konjunktiv Imperfekt
Beispiel: Quid faciam? - Was soll ich tun?
Quid
faceram? - Was hätte ich tun sollen?
Rogem
te, ut venias? - Soll ich dich bitten, zu kommen?
© B. Uldall (Vielen Dank!!)
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