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Der Accusativus cum Infinitivo - AcI Der AcI besteht grundsätzlich aus einem Akkusativobjekt und einem Objektinfinitiv. Diese Konstruktion des doppelten Objekts kommt auch im Deutschen bei manchen Verben vor: Beispiel: Ich höre dich sprechen. - Audio te loqui. Das Akkusativobjekt ist in diesem Fall „dich“ und der Objektinfinitiv ist „sprechen“. Solche Konstruktionen sind also im Deutschen wie auch im Lateinischen identisch und kommen häufig bei folgenden Verben vor: videre (sehen), audire (hören), docere (lehren), cogere (zwingen), iubere (befehlen). Da allerdings im Lateinischen diese Konstruktion weitaus häufiger vorkommt als im Deutschen, ist es oft nicht möglich, eine so kurze, dem lateinischen Text entsprechende Übersetzung zu geben. In diesem Fall bildet man im Deutschen Satzgefüge, meistens mit „dass“-Sätzen. Zum Beispiel: Scio te venire. – Ich weiß, dass du kommst. Regel: Der Akkusativ des lateinischen Satzes (te) wird zum Subjekt des „dass“-Satzes (du) und der Infinitiv des lateinischen Satzes (venire) zum Prädikat des deutschen "dass"-Satzes (kommst). Natürlich gibt es den Spaß nicht nur im Präsens, sondern man es durch beliebige Tempora und Modi durchexerzieren. Wichtig ist, dass es immer ein AcI ist, also dass es immer einen Akkusativ und einen Infinitiv gibt. Logo, oder? Scio te venisse. - Ich weiß, dass du gekommen bist. Scivi te venisse. - Ich wusste, dass du gekommen warst. Scio te venturum esse. - Ich weiß, dass du kommen wirst. usw.... Verwendungsbereich: Der AcI steht hauptsächlich bei Verben und Ausdrücken des Sagens (verba dicendi): dicere (sagen), respondere (antworten), negare (leugnen), persuadere (überzeugen), concedere (zugestehen), simulare (vortäuschen), narrare (berichten), tradere (überliefern) etc. Wahrnehmens, Meinens, Wissens (verba sentiendi): sentire (fühlen), audire (hören), videre/spectare (sehen), credere/putare/existimare (glauben, meinen), cognoscere (erkennen), sperare (hoffen), scire (wissen) ... der Gefühlsäußerung (verba affectus [sic!]): laetari/gaudere (sich freuen), dolere (bedauern), queri (sich beklagen), mirari (sich wundern). Und bei unpersönlichen Ausdrücken wie: fama est es geht das Gerücht um, dass... constat es steht fest, dass... decet es gehört sich, dass... notum est es ist bekannt, dass... Beispiele: Constat Romam urbem spectabilem esse. – Es steht fest, dass Rom eine sehenswerte Stadt ist. Credo te errare. – Ich glaube, dass du dich irrst. Te Corneliam non amare suspicor. – Ich vermute, dass du Cornelia nicht liebst. Magister dixit latinitatem esse mater linguarum. – Der Lehrer sagte, Latein sei die Mutter der Sprachen/dass Latein die Mutter der Sprachen sei. (Verdächtig viele Lateinlehrer sagen das...) Auch bei Verben des Begehrens kann der AcI stehen, in der Regel bei den Folgenden: cupere (wünschen), velle (wollen), nolle (nicht wollen), malle (lieber wollen). Zum Beispiel: Volo te me nubere. – Ich will, dass du mich heiratest. (Man beachte: Ich will!!) Te advenire cupo. – Ich wünsche, dass du herkommst. Übersetzungsmöglichkeiten: Zwar kann man den AcI im Deutschen immer mit einem „dass“ - Satz wiedergeben, jedoch finden sich oft elegantere Übersetzungsmöglichkeiten. Beispiel: Caesarem principem imperatorum Romanorum fuisse puto. Standardübersetzung: Ich glaube, dass Caesar der bedeutendste römische Feldherr war (eigtl: der Bedeutendste der römischen Feldherren). Auch möglich: Gliedsatz ohne Konjunktion: Ich glaube, Caesar war der bedeutendste römische Feldherr. Hauptsatz mit Parenthese: Caesar war, so glaube ich, der bedeutendste römische Feldherr. Hauptsatz mit Präpositionalausdruck: Nach meiner Ansicht war Caesar der bedeutendste römische Feldherr. Hauptsatz mit Adverb: Caesar war wohl der bedeutendste römische Feldherr. Hinweis: Der AcI tritt auch bei der indirekten Rede (Oratio obliqua) auf. Hier stehen Hauptsätze, die eine Aussage enthalten, im AcI. Beispiel: Indirekte Rede : Milites responderunt: Omnes hostes esse fugatos. Direkte Rede : Milites responderunt: Omnes hostes fugati sunt. |