Latein-Online
Mittwoch, 06. November 2024   
Dichtung

Dichtung


Lateinische Dichtung ist eine ganz tolle Sache, denn sie unterscheidet sich von der Deutschen in einigen zentralen Punkten, die Sie sich, wenn Sie Lust haben, selbst erarbeiten können :).
Ein weiterer Vorteil der lateinischen Dichtung ist, dass es keine wesentlichen Neuerscheinungen mehr gibt; zumindest keine, die den Anspruch erheben, die Dichtung neu erfunden zu haben, wie man es im Deutschen ab und zu erlebt.
Außerdem sind die lateinischen Texte nicht so abstrakt wie jene, die man in den anderen Schulfächern vorgesetzt bekommt. Zumindest meistens.

Gereimt wird im Lateinischen nicht so, wie wir es kennen

Ich traute meinen Augen kaum
Ich sah einen großen Baum
Er war voller Schaum!!!,

das heißt mit den Wortendungen; die Römer und deren Nachäffer reimten mit RHYTHMUS!!!!

Árma graví numeró violéntaque bélla parábam
édere, máteriá cónveniénte modís.

Das haut einen vom Hocker, wenn man das erste Mal damit zu tun hat; das gibt sich jedoch nach einiger Zeit. Irgendwann hat man den Rhythmus im Blut und kann die Verse ganz leicht skandieren.

Denn die lateinische Dichtung arbeitet mit sogenannten Längen und Kürzen. Auch wenn diese Begriffe dazu verleiten; die „langen“ bzw. „kurzen“ Silben werden keineswegs lang oder kurz gelesen, die Eigenschaft lang oder kurz haben sie nur inne, damit derjenige, der herausfinden möchte, wie der Rhythmus des Verses ist, sehen kann, wo die Betonungen sind. Denn die gilt es zu finden - nur durch die Betonung erschließt sich für den Leser der Rhythmus des Verses.
Im obigen Beispiel sind die Silben, die durch das ´ gekennzeichnet sind, betont.
Natürlich schrieben die römischen Dichter nicht die Betonungen über die Silben 'rüber; der Leser muss selbst herausfinden, wo sie liegen. Diese Tätigkeit nennt sich Skandieren und kann wirklich Spaß machen (ganz im Ernst!!).

Es gibt verschiedene Rhythmen in der lateinischen Dichtung, hier die wichtigsten:

Katalektischer daktylischer Hexameter
Pentameter
Hendekasyllabus

Das Skandieren muss natürlich nach bestimmten Regeln erfolgen, damit es kein heilloses Durcheinander gibt. Diese Regeln finden Sie hier.

Genauso wie in der deutschen Dichtung finden sich auch bei den ollen Römern vielevieleviele Stilmittel.