Lateinische Dichtung ist eine ganz tolle Sache, denn sie unterscheidet sich von
der Deutschen in einigen zentralen Punkten, die Sie sich, wenn Sie Lust haben,
selbst erarbeiten können :).
Ein weiterer Vorteil der lateinischen Dichtung ist, dass es keine wesentlichen
Neuerscheinungen mehr gibt; zumindest keine, die den Anspruch erheben, die
Dichtung neu erfunden zu haben, wie man es im Deutschen ab und zu erlebt.
Außerdem sind die lateinischen Texte nicht so abstrakt wie jene, die man in den
anderen Schulfächern vorgesetzt bekommt. Zumindest meistens.
Gereimt wird im Lateinischen nicht so, wie wir es kennen
Ich traute meinen Augen kaum
Ich sah einen großen Baum
Er war voller Schaum!!!,
das heißt mit den Wortendungen; die Römer und deren Nachäffer
reimten mit RHYTHMUS!!!!
Das haut einen vom Hocker, wenn man das erste Mal damit zu tun
hat; das gibt sich jedoch nach einiger Zeit. Irgendwann hat man den Rhythmus im
Blut und kann die Verse ganz leicht skandieren.
Denn die lateinische Dichtung arbeitet mit sogenannten Längen und Kürzen.
Auch wenn diese Begriffe dazu verleiten; die „langen“ bzw. „kurzen“
Silben werden keineswegs lang oder kurz gelesen, die Eigenschaft lang
oder kurz haben sie nur inne, damit derjenige, der herausfinden möchte, wie der
Rhythmus des Verses ist, sehen kann, wo die Betonungen sind. Denn die gilt es zu
finden - nur durch die Betonung erschließt sich für den Leser der Rhythmus des
Verses.
Im obigen Beispiel sind die Silben, die durch das ´ gekennzeichnet sind,
betont.
Natürlich schrieben die römischen Dichter nicht die Betonungen über die
Silben 'rüber; der Leser muss selbst herausfinden, wo sie liegen.
Diese Tätigkeit nennt sich Skandieren und kann wirklich Spaß machen
(ganz im Ernst!!).
Es gibt verschiedene Rhythmen in der lateinischen Dichtung,
hier die wichtigsten: