Publius Vergilius Maro, Aeneis. Buch II, Teil 4
Publius Vergilius Maro,
Aeneis. Liber secundus
(lateinischer Text
hier)
(Fortsetzung)
Und so war ich schon als einziger übrig, als ich an der
Schwelle der Vesta die rettende und schweigend an einem geheimen Platz verbogene
Tyndarida erblicke; die Feuer gaben dem Umherirrenden helles Licht und weit und
breit dem die Augen durch alles Wendenden. Jene, die sich wegen der durch das
zerstörten Pergamon feindseligen Teukrer und der Strafe der Griechen und des
Zorns des verlassenen Gatten im Voraus fürchtet, die gemeinsame Geißel Trojas
und des Vaterlands, hatte sich versteckt und saß ungesehen bei den Altären.
Feuer entfachten das Herz; Zorn überkommt mich, tötend Rache für das Vaterland
zu nehmen und eine durch Frevel entweihte Strafe zu vollziehen. „Heißt es, diese
Mycenai wird nach Sparta und ins unversehrte Heimatland schauen, und wird im
errungenen Triumph als Königen gehen? Und wird die Ehe und das väterliche Haus
und die Kinder sehen, in Begleitung der iliadischen Menge und der phrygischen
Diener? Priamos wird durch ein Schwert getötet worden sein? Troja wird im Feuer
verbrannt worden sein? So oft wird die dardanische Küste im Blute geschwitzt
haben? So nicht. Denn auch wenn kein Name denkwürdig durch eine weibliche Strafe
ist, dieser Sieg kein Lob hat; dennoch werde ich gelobt, den Frevel ausgelöscht
und verdiente Strafen vollzogen zu haben, und es wird erfreuen, dass das
rächende Gerücht den Geist vollendet haben wird und die Asche der Meinen
befriedet zu haben.“ So prahlte ich und trug mit rasendem Verstand, als sie sich
mir zum Anblick anbot, vorher nicht so klar vor Augen, und die nährende Mutter
durch die Nacht rein im Licht schimmerte, als erkannte Göttin wie beschaffen und
wie sehr von den Göttern gesehen zu werden pflegte, und mit der Rechten
umgreifend umfasste sie und fügte mit rosigem Mund oben drauf dies hinzu: „Sohn,
welcher so große Schmerz reizt den ungezähmten Zorn? Wütest du? Oder ist die
Sorge von unseren dir gewichen? Willst du nicht früher sehen, wo du den durch
das Alter erschöpfte Vater Anchises hinterlassen hast, ob die Gattin Creusa
überlebte und der Junge Ascanius? Die alle von allen Seiten um das Heer der
Griechen umherirren und, wenn meine Sorge sich nicht widersetzte, schon Flammen
trügen und das feindliche Schwert aufnähme. Nicht die dir verhasste Gestalt der
Spartanerin Tyndaris oder der beschuldigte Paris, der schonungslose Gott, der
Gott zerstörte diese Kräfte und warf Troja vom höchsten Punkt. Sieh (wahrlich
jede Wolke, die vor dich Betrachtenden gezogen ist, macht die sterblichen Blicke
stumpf und umdunkelt feucht ringsum, entreiße ich; fürchte du nicht irgendwelche
Befehle der Mutter oder weigere dich nicht, den Vorschriften zu gehorchen):
Hier, wo du zerstörte Massen und Stein vom Stein gerissen
siehst, und wogenden Rauch gemischt mit Staub, erschüttert Neptun die Mauern und
mit dem Dreizack hinausgeschaffte Fundamente und entwurzelt vom Sitz aus die
ganze Stadt. Hier hält die wildeste Iuno als erste die skaiischen Tore und ruft
wütend das verbündete Heer mit umgürtetem Schwert von den Schiffen. Schon
bewohnt die tritonische Pallas die höchste Burg, sieh dich um, der Wolke
entfliehend und mit der wilden Gorgo. Selbst der Vater bietet den Griechen Mut
und als zweites Stärke dar, er selbst treibt die Götter zu den Waffen gegen das
Dardanervolk empor. Fliehe rasch, Sohn, und erlege den Mühen ein Ende auf; ich
werde nirgends fehlen und ich werde dich sicher zur väterlichen Schwelle
stellen.“
Sie hatte gesprochen und verwahrte sich im dichten Schatten
der Nacht. Unglückverkündende Gesichter und der große feindliche Wille der
Götter erscheinen.
Dann aber scheint mir, dass Ilion ganz in Flammen setzte
und aus dem untersten gewendet das neptunische Troja: Und wie die Bauern im
hohen Gebirge die alte Bergesche mit dem Eisen anhauen und mit zahlreichen Äxten
betreiben, sie um die Wette zu entwurzeln, jene droht ununterbrochen und die
Haare erschüttert, nickt sie mit erschüttertem Wipfel, bis sie allmählich durch
Wunden besiegt sehr laut seufzte und vom Bergpass gerissen den Sturz zieht. Ich
steige hinab und werde geführt von einem Gott zwischen den Flammen und werde von
Feinden befreit: Die Geschosse geben Platz und die Flammen weichen zurück.
Und als ich schon an der Schwelle des väterlichen Sitzes
und zum alten Haus war, verweigert der Erzeuger, den hoch ins Gebirge zu erheben
ich wünschte und vor allen erstrebte, weil Troja zerstört worden war, das Leben
fortzuführen und ein Exil zu erdulden.
„Ihr“, sagte er, „deren unversehrtes Blut des Alters und
die ihr in vollständig gestärkter Kraft steht, unternehmt ihr die Flucht. Wenn
die Gottheiten wollten, dass ich das Leben fortführe, hätten sie mir diesen Sitz
bewahrt. Mehr als genug sehen wir eine einzige Zerstörung und die eroberte Stadt
überwinden. So, o so den Körper hingelegt geht sprechend weg. Ich werde durch
die Hand selbst den Tod finden; wird sich ein Feind erbarmen und die Beute
erstreben. Leicht werde ich ins Grab geworfen. Schon vor langer Zeit zögere ich
den Göttern verhasst und nutzlos die Jahre hinaus, seitdem der Vater der Götter
und König der Menschen mich mit den Winden des Blitzes anhauchte und mit Feuer
berührte.“ Solches erwähnend stand er fest und blieb standhaft. Wir dagegen,
sowohl die Gattin Creusa, als auch Ascanius und das ganze Haus wollen mit
vergossenen Tränen, dass der Vater alles mit sich wendet und sich dem drängenden
Schicksal zuneigt. Er verweigert und bleibt auf demselben Vorhaben und Sitz.
Wieder werde ich in Waffen gebracht und wünsche sehr elendig den Tod. Denn
welcher Rat und welches Geschick wurde schon gegeben? „Hast du etwa gehofft,
dass ich dich zurückgelassen den Fuß hinausbringen könnte, Vater, und
entschlüpfte solch Gräuel dem väterlichen Munde? Wenn es den Göttern gefällt,
dass nichts von der so großen Stadt zurückbleibt, und dem Geist feststeht und
erfreut, dich und die deinen dem zugrunde gehenden Troja hinzuzufügen, steht die
Tür diesem Tode offen, und schon wird Pyrrhus mit viel Blut des Priamos hier
sein, den Sohn vor dem Gesicht des Vaters, der an den Altären den Vater
abschlachtet. War dies, nährende Mutter, weshalb du mich durch Geschosse, durch
Feuer geführt, damit ich den Feind im mittleren Inneren genau sehe und damit ich
Ascanius und meinen Vater und die Gattin Creusa, den einen in des anderen Blut
geschlachtet sehe? Waffen, Männer, bringt Waffen; das letzte Licht ruft die
Besiegten. Gebt mich den Danaern wieder; lasst mich den angestellten Kampf
wieder sehen. Niemals werden wir alle heute ungerächt sterben.“
Von hier werde ich wieder mit Schwert umgürtet und steckte
die Linke in den Rundschild anpassend hinein und trug mich aus dem Haus. Siehe
jedoch da, die Gattin hing auf der Schwelle meine Füße umfassend, und streckte
den kleinen Iulus zum Vater: „Wenn du in den Tod gehst, nimm auch uns in allem
mit dir; wenn du aber erprobt irgendeine Hoffnung legst, indem die Waffen
genommen wurden, beschütze zuerst dieses Haus. Wem bleibt der kleine Iulus, wem
der Vater und die einst Gattin Genannte zurück?“
Solches mit einem Seufzer laut rufend füllte das ganze Haus
an, als plötzlich und wunderbar zu sagen ein Wunder entsteht. Denn zwischen den
Händen und vor dem Gesicht der traurigen Eltern, siehe, scheint eine spitze
Flamme vom obersten Scheitel des Iulus Licht zu ergießen und eine sanfte Flamme
beleckt und unschädlich zu berühren die Haare und nährt sich um die Schläfe. Wir
Scheuen Zittern aus Furcht und das lodernde Haar abzuschütteln und das Heiligtum
des Feuers mit einer Quelle zu löschen. Jedoch hob Vater Anchises fröhlich die
Augen zu den Sternen und streckte die Hände mit der Stimme zum Himmel: „
Allmächtiger Iuppiter, wenn irgendein Bitten dich beugt, schau uns an, dieses so
große, und wenn wir Frömmigkeit verdienen, gib darauf Hilfe, Vater, und sichere
dieses Zeichen.“ Kaum als der Greis dies gesprochen hatte, donnerte es auch
links mit Krachen, und vom Himmel herabgleitend lief ein Stern mit, der eine
Fackel führte, mit viel Licht durch die Schatten. Jenen über die höchsten Punkte
der Häuser hell Gleitenden sehen wir genau sich verwahren im idäischen Wald und
sehen die bezeichnenden Wege. Dann gibt er Licht am langen Grenzwall und die
Gegend raucht weit herum durch Schwefel. Hier aber erhebt sich der besiegte
Vater zur Luft, spricht zu den Göttern und betet den heiligen Stern an.
„Jetzt schon gibt es keine Verzögerung; ich folge und bin
da, wohin ihr führt, väterliche Götter; rettet das Haus, rettet den Enkel. Dies
ist eure Prophezeiung, und Troja ist in eurem Geschick. Ich gebe allerdings
nach, Sohn, und verweigere dir nicht als Begleiter zu gehen.“ Jener hatte
gesprochen und schon wurde das Feuer durch die Stadtmauern klarer gehört, und
näher wälzte die Hitze den Brand. „Also wohlan, lieber Vater, setze dich auf
unseren Rücken; ich selbst nehme dich auf die Schultern und nicht wird mich
diese Mühe beschweren. Wo die Dinge auch hinfallen, eine einzige Gefahr wird
gemeinsam, ein Heil uns beiden sein. Mir soll der kleine Iulus ein Begleiter
sein und die Spur weit retten die Gattin. Ihr, Diener, erkennt mit eurem Geist,
was ich sage. Nachdem die Stadt verlassen wurde, gibt es einen Hügel und einen
altertümlichen Tempel der verlassenen Ceres, daneben eine durch heilige
Verehrung der Väter viele Jahre lang bewahrte alte Zypresse; lasst uns zu diesem
einen Platz aus Verschiedenen kommen. Du, Vater, nimm das Heiligtum und die
väterlichen Penaten mit der Hand; es ist für mich unstatthaft aus so großem
Kriege und frischem Kampfe gekommen (sie) zu berühren, bis ich mich im
lebendigen Fluss abgespült haben werde.“
Dieses breite ich über die breiten Schultern und den
gesenkten Nacken ein Gewand und das Fell eines braungelben Löwen aus, und nehme
die Last auf; an die Rechte hat sich der kleine Iulus gehängt und folgt dem
Vater nicht mit gleichen Schritten; hinten heran geht die Gattin. Wir schleppen
uns durch schattige Orte und mich, den schon längst kein hineingeworfenes
Geschoss bewegte und auch nicht die zu einer feindlichen Schar zusammengerauften
Griechen, erschrecken nun alle Luftzüge, scheucht jeder Ton den auf, der
gespannt ist und zugleich um Begleiter und Last fürchtet. Und schon näherte ich
mich den Toren und schien den ganzen Weg zurückgelegt zu haben, als plötzlich
zahlreicher Lärm von Schritten an meinen Ohren zu sein schien, und der Vater
durch den Schatten Ausschau haltend ruft: "Sohn, fliehe, Sohn! Sie nähern sich.
Ich sehe funkelnde Schilde und zuckendes Erz." Hier entriss mir Zitterndem ich
weiß nicht was, ein schlecht befreundeter göttlicher Wille den verwirrten Sinn.
Denn während ich Abwegen im Lauf folgte und die bekannte Richtung der Wege
verlasse, ach, da blieb meine Gattin Creusa stehen, ob durch ein unglückliches
Schicksal entrissen, ob sie auf dem Weg umherirrte oder sich ermüdet hinsetzte,
ist unsicher; und danach wurde sie nicht meinen Augen zurückgegeben. Und nicht
früher schaute ich nach der Verlorenen um, bog den Geist zurück, als wir zum
Hügel und geweihten Sitz der altehrwürdigen Ceres kamen: Hier erst, als alle
versammelt waren, fehlte sie als einzige und blieb den Begleitern, dem Sohn und
dem Mann verborgen. Wen von den Menschen und Göttern beschuldigte ich
Wahnsinniger nicht, oder was Grausameres sah ich im zerstörten Troja? Ascanius
und den Vater Anchises und die teukrischen Penaten vertraue ich den Begleitern
an und lasse sie im gekrümmten Tal zurück; ich selbst eile zurück in die Stadt
und umgürte mich mit blitzenden Waffen. Es steht, jeden Fall zu erneuern und
durch ganz Troja zurückzukehren und den Kopf den Gefahren entgegenzuwerfen.
Anfangs hatte ich mich zu den Mauern und der dunklen Schwelle des Tores
getragen, woher ich kam, ich wiederhole und folge die beobachteten Spuren zurück
durch die Nacht und mit musterndem Auge: Schrecken ist von allen Seiten dem
Gemüt, zugleich schreckt selbst die Stille. Von dort zum Haus, wenn sie zufällig
den Schritt, wenn sie zufällig getragen hätte, trage ich mich zurück: Die Danaer
hatten sich hineingestürzt und hielten das Haus ganz. Sogleich wird das
verzehrende Feuer vom Wind zum höchsten Giebel gewälzt; die Flammen ragen empor,
die Hitze rast in die Lüfte. Und ich rücke vor zum Sitz des Priamos und sehe die
Burg wieder: Und schon in den leeren Hallen, im Asyl Iunos bewahren als Wächter
ausgezeichnet Phoenix und der unglückverkündende Odysseus die Beute. Hier wurde
von allen Seiten der trojanische Schatz aus den brennenden Tempeln entrissen,
und Tische der Götter und massive Mischgefäße aus Gold und erbeutete Kleidung
zusammengetragen. Jungen und zitternde Mütter stehen ringsum in langen Reihen.
Ja, ich wagte sogar die Stimme durch die Schatten zu werfen, füllte die Straßen
mit Geschrei, und traurig verdoppelte ich vergeblich Creusa, und wieder und
wieder rief ich. Während ich suchte und ohne Ende durch die Häuser der Stadt
stürmte, erschien mir vor Augen das unglückselige Bild und der Schatten der
Creusa selbst und die Gestalt, größer bekannt. Ich erstarrte, und die Haare
standen (mir zu Berge) und die Stimme hing im Rachen. Dann spricht sie so und
nimmt mir mit diesen Worten die Sorgen: „Was erfreut dich so sehr, dich so
wahnsinnigem Schmerz hinzugeben, o süßer Gatte? Dieses ereignet sich nicht ohne
Willen der Götter; und nicht lässt es göttliches Recht zu, oder jener Herrscher
des hohen Olymp, dass du Creusa als Begleiterin mitnimmst. Es wird ein langes
Exil für dich geben und du musst die öde Fläche des Meeres durchfahren, und du
wirst ins Abendland kommen, wo der lydische Tiber mit leichtem Marsch zwischen
den an Männern reichen Ackerlanden fließt. Dort werden dir fröhliche Dinge und
ein Königreich und eine königliche Gattin zuteil werden; vergieße keine Tränen
für die geliebte Creusa. Nicht werde ich die stolzen Sitze der Myrmidonen oder
Doloper erblicken oder gehen, den griechischen Müttern zu dienen, ich, eine
Dardanide und Schwiegertochter der göttlichen Venus; aber mich hält die große
Mutter der Götter an diesen Küsten auf. Und nun lebe wohl und bewahre die Liebe
zum gemeinsamen Sohn."
Als sie diese Worte gegeben hatte, verließ sie mich, der
ich weinte und noch vieles sagen wollte, und verschwand in die zarten Lüfte.
Dreimal versuchend, dort die Arme um den Hals zu schließen; dreimal floh das
ergriffene Abbild den Händen, gleich den leichten Winden und sehr ähnlich dem
flüchtigen Schlaf. So sehe ich die Gefährten erst bei beendeter Nacht wieder.
Und hier entdecke ich verwundert, dass eine ungeheure Zahl
neuer Begleiter herbeigeströmt ist, sowohl Mütter als auch Männer, ein für das
Exil gesammeltes Volk, eine beklagenswerte Menge. Von allen Seiten kamen sie
zusammen und sind mit Mut und Kraft vorbereitet, in welche Länder auch immer ich
sie übers Meer wegführen will. Und schon erhob sich der Morgenstern über den
höchsten Bergpass des Ida und führte den Tag herbei und die Danaer hielten die
Schwellen der Tore besetzt und keine Hoffnung auf Hilfe wurde gegeben. Ich gab
nach und strebte zum Berg, nachdem der Vater aufgehoben wurde.