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Freitag, 03. Mai 2024   
Publius Vergilius Maro, Aeneis. Buch II, Teil 4

Publius Vergilius Maro, Aeneis. Liber secundus

(lateinischer Text hier)

(Fortsetzung) 

Und so war ich schon als einziger übrig, als ich an der Schwelle der Vesta die rettende und schweigend an einem geheimen Platz verbogene Tyndarida erblicke; die Feuer gaben dem Umherirrenden helles Licht und weit und breit dem die Augen durch alles Wendenden. Jene, die sich wegen der durch das zerstörten Pergamon feindseligen Teukrer und der Strafe der Griechen und des Zorns des verlassenen Gatten im Voraus fürchtet, die gemeinsame Geißel Trojas und des Vaterlands, hatte sich versteckt und saß ungesehen bei den Altären. Feuer entfachten das Herz; Zorn überkommt mich, tötend Rache für das Vaterland zu nehmen und eine durch Frevel entweihte Strafe zu vollziehen. „Heißt es, diese Mycenai wird nach Sparta und ins unversehrte Heimatland schauen, und wird im errungenen Triumph als Königen gehen? Und wird die Ehe und das väterliche Haus und die Kinder sehen, in Begleitung der iliadischen Menge und der phrygischen Diener? Priamos wird durch ein Schwert getötet worden sein? Troja wird im Feuer verbrannt worden sein? So oft wird die dardanische Küste im Blute geschwitzt haben? So nicht. Denn auch wenn kein Name denkwürdig durch eine weibliche Strafe ist, dieser Sieg kein Lob hat; dennoch werde ich gelobt, den Frevel ausgelöscht und verdiente Strafen vollzogen zu haben, und es wird erfreuen, dass das rächende Gerücht den Geist vollendet haben wird und die Asche der Meinen befriedet zu haben.“ So prahlte ich und trug mit rasendem Verstand, als sie sich mir zum Anblick anbot, vorher nicht so klar vor Augen, und die nährende Mutter durch die Nacht rein im Licht schimmerte, als erkannte Göttin wie beschaffen und wie sehr von den Göttern gesehen zu werden pflegte, und mit der Rechten umgreifend umfasste sie und fügte mit rosigem Mund oben drauf dies hinzu: „Sohn, welcher so große Schmerz reizt den ungezähmten Zorn? Wütest du? Oder ist die Sorge von unseren dir gewichen? Willst du nicht früher sehen, wo du den durch das Alter erschöpfte Vater Anchises hinterlassen hast, ob die Gattin Creusa überlebte und der Junge Ascanius? Die alle von allen Seiten um das Heer der Griechen umherirren und, wenn meine Sorge sich nicht widersetzte, schon Flammen trügen und das feindliche Schwert aufnähme. Nicht die dir verhasste Gestalt der Spartanerin Tyndaris oder der beschuldigte Paris, der schonungslose Gott, der Gott zerstörte diese Kräfte und warf Troja vom höchsten Punkt. Sieh (wahrlich jede Wolke, die vor dich Betrachtenden gezogen ist, macht die sterblichen Blicke stumpf und umdunkelt feucht ringsum, entreiße ich; fürchte du nicht irgendwelche Befehle der Mutter oder weigere dich nicht, den Vorschriften zu gehorchen):

Hier, wo du zerstörte Massen und Stein vom Stein gerissen siehst, und wogenden Rauch gemischt mit Staub, erschüttert Neptun die Mauern und mit dem Dreizack hinausgeschaffte Fundamente und entwurzelt vom Sitz aus die ganze Stadt. Hier hält die wildeste Iuno als erste die skaiischen Tore und ruft wütend das verbündete Heer mit umgürtetem Schwert von den Schiffen. Schon bewohnt die tritonische Pallas die höchste Burg, sieh dich um, der Wolke entfliehend und mit der wilden Gorgo. Selbst der Vater bietet den Griechen Mut und als zweites Stärke dar, er selbst treibt die Götter zu den Waffen gegen das Dardanervolk empor. Fliehe rasch, Sohn, und erlege den Mühen ein Ende auf; ich werde nirgends fehlen und ich werde dich sicher zur väterlichen Schwelle stellen.“

Sie hatte gesprochen und verwahrte sich im dichten Schatten der Nacht. Unglückverkündende Gesichter und der große feindliche Wille der Götter erscheinen.

Dann aber scheint mir, dass Ilion ganz in Flammen setzte und aus dem untersten gewendet das neptunische Troja: Und wie die Bauern im hohen Gebirge die alte Bergesche mit dem Eisen anhauen und mit zahlreichen Äxten betreiben, sie um die Wette zu entwurzeln, jene droht ununterbrochen und die Haare erschüttert, nickt sie mit erschüttertem Wipfel, bis sie allmählich durch Wunden besiegt sehr laut seufzte und vom Bergpass gerissen den Sturz zieht. Ich steige hinab und werde geführt von einem Gott zwischen den Flammen und werde von Feinden befreit: Die Geschosse geben Platz und die Flammen weichen zurück.

Und als ich schon an der Schwelle des väterlichen Sitzes und zum alten Haus war, verweigert der Erzeuger, den hoch ins Gebirge zu erheben ich wünschte und vor allen erstrebte, weil Troja zerstört worden war, das Leben fortzuführen und ein Exil zu erdulden.

 „Ihr“, sagte er, „deren unversehrtes Blut des Alters und die ihr in vollständig gestärkter Kraft steht, unternehmt ihr die Flucht. Wenn die Gottheiten wollten, dass ich das Leben fortführe, hätten sie mir diesen Sitz bewahrt. Mehr als genug sehen wir eine einzige Zerstörung und die eroberte Stadt überwinden. So, o so den Körper hingelegt geht sprechend weg. Ich werde durch die Hand selbst den Tod finden; wird sich ein Feind erbarmen und die Beute erstreben. Leicht werde ich ins Grab geworfen. Schon vor langer Zeit zögere ich den Göttern verhasst und nutzlos die Jahre hinaus, seitdem der Vater der Götter und König der Menschen mich mit den Winden des Blitzes anhauchte und mit Feuer berührte.“ Solches erwähnend stand er fest und blieb standhaft. Wir dagegen, sowohl die Gattin Creusa, als auch Ascanius und das ganze Haus wollen mit vergossenen Tränen, dass der Vater alles mit sich wendet und sich dem drängenden Schicksal zuneigt. Er verweigert und bleibt auf demselben Vorhaben und Sitz. Wieder werde ich in Waffen gebracht und wünsche sehr elendig den Tod. Denn welcher Rat und welches Geschick wurde schon gegeben? „Hast du etwa gehofft, dass ich dich zurückgelassen den Fuß hinausbringen könnte, Vater, und entschlüpfte solch Gräuel dem väterlichen Munde? Wenn es den Göttern gefällt, dass nichts von der so großen Stadt zurückbleibt, und dem Geist feststeht und erfreut, dich und die deinen dem zugrunde gehenden Troja hinzuzufügen, steht die Tür diesem Tode offen, und schon wird Pyrrhus mit viel Blut des Priamos hier sein, den Sohn vor dem Gesicht des Vaters, der an den Altären den Vater abschlachtet. War dies, nährende Mutter, weshalb du mich durch Geschosse, durch Feuer geführt, damit ich den Feind im mittleren Inneren genau sehe und damit ich Ascanius und meinen Vater und die Gattin Creusa, den einen in des anderen Blut geschlachtet sehe? Waffen, Männer, bringt Waffen; das letzte Licht ruft die Besiegten. Gebt mich den Danaern wieder; lasst mich den angestellten Kampf wieder sehen. Niemals werden wir alle heute ungerächt sterben.“

Von hier werde ich wieder mit Schwert umgürtet und steckte die Linke in den Rundschild anpassend hinein und trug mich aus dem Haus. Siehe jedoch da, die Gattin hing auf der Schwelle meine Füße umfassend, und streckte den kleinen Iulus zum Vater: „Wenn du in den Tod gehst, nimm auch uns in allem mit dir; wenn du aber erprobt irgendeine Hoffnung legst, indem die Waffen genommen wurden, beschütze zuerst dieses Haus. Wem bleibt der kleine Iulus, wem der Vater und die einst Gattin Genannte zurück?“

Solches mit einem Seufzer laut rufend füllte das ganze Haus an, als plötzlich und wunderbar zu sagen ein Wunder entsteht. Denn zwischen den Händen und vor dem Gesicht der traurigen Eltern, siehe, scheint eine spitze Flamme vom obersten Scheitel des Iulus Licht zu ergießen und eine sanfte Flamme beleckt und unschädlich zu berühren die Haare und nährt sich um die Schläfe. Wir Scheuen Zittern aus Furcht und das lodernde Haar abzuschütteln und das Heiligtum des Feuers mit einer Quelle zu löschen. Jedoch hob Vater Anchises fröhlich die Augen zu den Sternen und streckte die Hände mit der Stimme zum Himmel: „ Allmächtiger Iuppiter, wenn irgendein Bitten dich beugt, schau uns an, dieses so große, und wenn wir Frömmigkeit verdienen, gib darauf Hilfe, Vater, und sichere dieses Zeichen.“ Kaum als der Greis dies gesprochen hatte, donnerte es auch links mit Krachen, und vom Himmel herabgleitend lief ein Stern mit, der eine Fackel führte, mit viel Licht durch die Schatten. Jenen über die höchsten Punkte der Häuser hell Gleitenden sehen wir genau sich verwahren im idäischen Wald und sehen die bezeichnenden Wege. Dann gibt er Licht am langen Grenzwall und die Gegend raucht weit herum durch Schwefel. Hier aber erhebt sich der besiegte Vater zur Luft, spricht zu den Göttern und betet den heiligen Stern an.

„Jetzt schon gibt es keine Verzögerung; ich folge und bin da, wohin ihr führt, väterliche Götter; rettet das Haus, rettet den Enkel. Dies ist eure Prophezeiung, und Troja ist in eurem Geschick. Ich gebe allerdings nach, Sohn, und verweigere dir nicht als Begleiter zu gehen.“ Jener hatte gesprochen und schon wurde das Feuer durch die Stadtmauern klarer gehört, und näher wälzte die Hitze den Brand. „Also wohlan, lieber Vater, setze dich auf unseren Rücken; ich selbst nehme dich auf die Schultern und nicht wird mich diese Mühe beschweren. Wo die Dinge auch hinfallen, eine einzige Gefahr wird gemeinsam, ein Heil uns beiden sein. Mir soll der kleine Iulus ein Begleiter sein und die Spur weit retten die Gattin. Ihr, Diener, erkennt mit eurem Geist, was ich sage. Nachdem die Stadt verlassen wurde, gibt es einen Hügel und einen altertümlichen Tempel der verlassenen Ceres, daneben eine durch heilige Verehrung der Väter viele Jahre lang bewahrte alte Zypresse; lasst uns zu diesem einen Platz aus Verschiedenen kommen. Du, Vater, nimm das Heiligtum und die väterlichen Penaten mit der Hand; es ist für mich unstatthaft aus so großem Kriege und frischem Kampfe gekommen (sie) zu berühren, bis ich mich im lebendigen Fluss abgespült haben werde.“

Dieses breite ich über die breiten Schultern und den gesenkten Nacken ein Gewand und das Fell eines braungelben Löwen aus, und nehme die Last auf; an die Rechte hat sich der kleine Iulus gehängt und folgt dem Vater nicht mit gleichen Schritten; hinten heran geht die Gattin. Wir schleppen uns durch schattige Orte und mich, den schon längst kein hineingeworfenes Geschoss bewegte und auch nicht die zu einer feindlichen Schar zusammengerauften Griechen, erschrecken nun alle Luftzüge, scheucht jeder Ton den auf, der gespannt ist und zugleich um Begleiter und Last fürchtet. Und schon näherte ich mich den Toren und schien den ganzen Weg zurückgelegt zu haben, als plötzlich zahlreicher Lärm von Schritten an meinen Ohren zu sein schien, und der Vater durch den Schatten Ausschau haltend ruft: "Sohn, fliehe, Sohn! Sie nähern sich. Ich sehe funkelnde Schilde und zuckendes Erz." Hier entriss mir Zitterndem ich weiß nicht was, ein schlecht befreundeter göttlicher Wille den verwirrten Sinn. Denn während ich Abwegen im Lauf folgte und die bekannte Richtung der Wege verlasse, ach, da blieb meine Gattin Creusa stehen, ob durch ein unglückliches Schicksal entrissen, ob sie auf dem Weg umherirrte oder sich ermüdet hinsetzte, ist unsicher; und danach wurde sie nicht meinen Augen zurückgegeben. Und nicht früher schaute ich nach der Verlorenen um, bog den Geist zurück, als wir zum Hügel und geweihten Sitz der altehrwürdigen Ceres kamen: Hier erst, als alle versammelt waren, fehlte sie als einzige und blieb den Begleitern, dem Sohn und dem Mann verborgen. Wen von den Menschen und Göttern beschuldigte ich Wahnsinniger nicht, oder was Grausameres sah ich im zerstörten Troja? Ascanius und den Vater Anchises und die teukrischen Penaten vertraue ich den Begleitern an und lasse sie im gekrümmten Tal zurück; ich selbst eile zurück in die Stadt und umgürte mich mit blitzenden Waffen. Es steht, jeden Fall zu erneuern und durch ganz Troja zurückzukehren und den Kopf den Gefahren entgegenzuwerfen. Anfangs hatte ich mich zu den Mauern und der dunklen Schwelle des Tores getragen, woher ich kam, ich wiederhole und folge die beobachteten Spuren zurück durch die Nacht und mit musterndem Auge: Schrecken ist von allen Seiten dem Gemüt, zugleich schreckt selbst die Stille. Von dort zum Haus, wenn sie zufällig den Schritt, wenn sie zufällig getragen hätte, trage ich mich zurück: Die Danaer hatten sich hineingestürzt und hielten das Haus ganz. Sogleich wird das verzehrende Feuer vom Wind zum höchsten Giebel gewälzt; die Flammen ragen empor, die Hitze rast in die Lüfte. Und ich rücke vor zum Sitz des Priamos und sehe die Burg wieder: Und schon in den leeren Hallen, im Asyl Iunos bewahren als Wächter ausgezeichnet Phoenix und der unglückverkündende Odysseus die Beute. Hier wurde von allen Seiten der trojanische Schatz aus den brennenden Tempeln entrissen, und Tische der Götter und massive Mischgefäße aus Gold und erbeutete Kleidung zusammengetragen. Jungen und zitternde Mütter stehen ringsum in langen Reihen. Ja, ich wagte sogar die Stimme durch die Schatten zu werfen, füllte die Straßen mit Geschrei, und traurig verdoppelte ich vergeblich Creusa, und wieder und wieder rief ich. Während ich suchte und ohne Ende durch die Häuser der Stadt stürmte, erschien mir vor Augen das unglückselige Bild und der Schatten der Creusa selbst und die Gestalt, größer bekannt. Ich erstarrte, und die Haare standen (mir zu Berge) und die Stimme hing im Rachen. Dann spricht sie so und nimmt mir mit diesen Worten die Sorgen: „Was erfreut dich so sehr, dich so wahnsinnigem Schmerz hinzugeben, o süßer Gatte? Dieses ereignet sich nicht ohne Willen der Götter; und nicht lässt es göttliches Recht zu, oder jener Herrscher des hohen Olymp, dass du Creusa als Begleiterin mitnimmst. Es wird ein langes Exil für dich geben und du musst die öde Fläche des Meeres durchfahren, und du wirst ins Abendland kommen, wo der lydische Tiber mit leichtem Marsch zwischen den an Männern reichen Ackerlanden fließt. Dort werden dir fröhliche Dinge und ein Königreich und eine königliche Gattin zuteil werden; vergieße keine Tränen für die geliebte Creusa. Nicht werde ich die stolzen Sitze der Myrmidonen oder Doloper erblicken oder gehen, den griechischen Müttern zu dienen, ich, eine Dardanide und Schwiegertochter der göttlichen Venus; aber mich hält die große Mutter der Götter an diesen Küsten auf. Und nun lebe wohl und bewahre die Liebe zum gemeinsamen Sohn."

Als sie diese Worte gegeben hatte, verließ sie mich, der ich weinte und noch vieles sagen wollte, und verschwand in die zarten Lüfte. Dreimal versuchend, dort die Arme um den Hals zu schließen; dreimal floh das ergriffene Abbild den Händen, gleich den leichten Winden und sehr ähnlich dem flüchtigen Schlaf. So sehe ich die Gefährten erst bei beendeter Nacht wieder.

Und hier entdecke ich verwundert, dass eine ungeheure Zahl neuer Begleiter herbeigeströmt ist, sowohl Mütter als auch Männer, ein für das Exil gesammeltes Volk, eine beklagenswerte Menge. Von allen Seiten kamen sie zusammen und sind mit Mut und Kraft vorbereitet, in welche Länder auch immer ich sie übers Meer wegführen will. Und schon erhob sich der Morgenstern über den höchsten Bergpass des Ida und führte den Tag herbei und die Danaer hielten die Schwellen der Tore besetzt und keine Hoffnung auf Hilfe wurde gegeben. Ich gab nach und strebte zum Berg, nachdem der Vater aufgehoben wurde.